Freies Institut für Bildung e.V.
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>>> Theaterprojekt Philippe Malone - "Das Gespräch"
(nach einer Übersetzung von Kristin Schulz)

 


WIR MACHEN THEATER !

Termine

Szenische Darstellungen

02.11., um 20.00 Uhr, Weltecho, Annaberger Straße 24

31.08., um 20.00 Uhr, Reba, Reitbahnstraße 84


Info

3 Frauen: eine Betriebsleiterin, eine Gewerkschaftlerin und deren Tochter. Sie sind Gegenspielerinnen in der modernen Arbeitswelt und doch brauchen sie einander. Dazu ein Chor der Arbeitnehmerinnen. Es sind die, die vermutlich was zu sagen hätten, aber immer verlieren. Vier Stimmen, kunstvoll zu einer verwoben, die um die Frage(n) kreist: Was ist das, was kann das sein: Arbeit?! – Es soll mindestens zwei szenische Aufführungen im Reitbahnviertel geben: in der Reitbahnstr. 84 und im Weltecho.


Rückblick

Am 31. August 2010 hatte das Freie Institut für Bildung seine Premiere im öffentlichen Raum. Ein verdunkelter, sich schließender Raum freilich, denn die szenische Lesung des Stücks »Das Gespräch« von Philippe Malone fand in der Reitbahnstraße 84 statt – am letzten offiziellen Tag vor der Schließung dieses alternativen Lebens- und Kulturraumes. Seit dem 20. September sind nun endgültig die Schotten dicht. Wird es dergleichen wieder geben?

»Das Gespräch« ist selbst ein Abschied. Es handelt vom Ende des Paradigmas der bezahlten Lohnarbeit. Ein Betrieb schließt – wer weiß, vielleicht wird er irgendwo in Fernost wieder eröffnet, damit ihn dort über kurz oder lang dasselbe Schicksal ereilt. Eine Gewerkschaftlerin kämpft für etwas, das es nicht mehr gibt; sie agiert in einem phantastischen Raum und hat ihrer Tochter kaum noch etwas zu sagen, außer natürlich ihr das immer gleiche Bild eines toten Ideals, das des Arbeitskampfes, zu zeichnen. Sie ignoriert dabei, dass in der Welt der Gegenwart, der Welt der Tochter, nicht mehr der Kampf um die Rechte der Arbeitnehmer identitätsstiftend sein kann. Vielmehr ist es der Kampf um Arbeit selbst, der Identität stiftet, allein weil er Existenz sichern kann.

Das gilt für alle Figuren des Stücks. Keine Gestaltung oder Produktion mehr – alle gehorchen den Mechanismen des Marktes, nichts von ihnen fließt mehr die Strukturen gestaltend und verändernd ein.

Der Betriebsleiterin ergeht es nicht anders; auch sie gestaltet nichts, sondern vollzieht die Prozesse, die durch sie hindurch schießen. Die Tochter selbst ist angekommen ist der Welt der unbezahlten Praktika, in der die Arbeit als »Stoffwechsel mit der Natur« (Marx) zerbrochen ist in den Zwang des nackten Gelderwerbs und in den symbolischen Glanz, der den Arbeitsplatz als solchen, in seiner bloßen Faktizität, umgibt. Arbeit dient nicht der Verwirklichung des Menschen, sondern pendelt abstrakt zwischen dem Notzwang der Reproduktion und dem Schmerzensschein der »Anstellung«.

Malones Stück proklamiert keine Lösungen. Auch der Chor bietet keine; er artikuliert sich klagend und verzweifelnd als Verlierer des Spiels. Aber gerade er macht klar, dass es so auf die Dauer nicht weiter gehen kann; dass ein anderer gesellschaftlicher Umgang mit der Arbeit an der Zeit ist.

Wie so etwas aussehen könnte, hat uns nicht zuletzt die Arbeit mit diesem Theaterstück gelehrt. Von der Erarbeitung des Inszenierungskonzepts bis zum Einkauf der Requisiten war das eine durchweg beglückende Erfahrung. Es gab keine vorgegebene Hierarchie, keine Arbeitsteilung, die sich nicht aus der Sache und den individuellen Möglichkeiten jedes Einzelnen ergeben hätte. Das Individuum und das Allgemeine waren ausbalanciert. Das Produkt war nicht allein »das Werk«, sondern ein Verhältnis zwischen Menschen: Gesellschaft.

So hat sich im Theater ein Stück weit die Frage beantwortet, die Malones „Gespräch“das Stück offen gelassen hat.



Impressionen


Fotos: copyright Atelier Weise    

 

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